2. Juni ist internationaler Hurentag

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Am 2. Juni sind Sexworker*innen auf den Straßen und machen am Hurentag auf sich und ihre Rechte aufmerksam.

1975 besetzen in Lyon / Frankreich Sexarbeiterinnen für mehrere Tage die Kirche Saint Nizier. Ausschlaggebend für die Proteste waren vermehrte Razzien der Polizei gegen Huren auf dem Straßenstrich. Dagegen wurde die Polizei in Sachen zweier Morde von Sexarbeiterinnen nicht aktiv. Auch in anderen Städten solidarisierten sich damals Huren und besetzen ebenfalls zahlreiche Kirchen. Anstatt sie allerdings zu hören und mit ihnen in den Dialog zu treten, um ihre wahren Bedürfnisse kennenzulernen, wurden die Kirchen einfach nur geräumt.
 
Damals, wie heute, ist dieses Vorgehen ähnlich und steht für eine teilweise weiter währende Intoleranz in Gesellschaft und Politik dem Business der Sexarbeit gegenüber. Sexarbeiter*innen haben nur eine schwache Lobby und ein kaum gesellschaftliches Interesse, obwohl dieser Wirtschaftszweig sehr groß und gesellschaftlich durchaus eine wichtige Funktion einnimmt. Das Vorgehen der öffentlichen Organe ist meistens mit dem Argument gedeckelt, Huren schützen zu wollen; egal ob vor aggressiven Freiern, Gesundheit oder unseriösen Zuhältern und Menschenhändlern. Dabei wird übersehen, dass allzu oft den selbstständigen, professionellen Sexarbeiter*innen ihre eigenständige Entscheidungshoheit abgesprochen wird. 
 
Einige Politiker*innen nehmen die Schließung der Sexdienstleistungs-Einrichtungen während der aktuellen Pandemie sogar zum Anlass, für ein generelles Sexkaufverbot in Deutschland zu werben. 
 
Dagegen wehrt sich die Branche vehement. Es ist davon auszugehen, dass auf diese Weise dem illegalen Anschaffen sämtliche Tore und Türen geebnet würden und damit überhaupt kein Schutz von Sexarbeiter*innen mehr zu gewährleisten wäre. Daher meint die Branche, dass nur ein selbstbestimmtes und kontrolliertes Arbeiten in festen, professionellen Strukturen (z. B. Bordell, Dominastudio und Escort-Agentur) verhindere, dass Sexarbeiter*innen in unseriöse „Vertriebswege“ abrutschten und dort dann erst Recht nicht mehr sicher seien. Daher sind sie grundsätzlich gegen ein generelles Sexkaufverbot. 

Für diese und andere Forderungen gehen Sexarbeiter*innen am 2. Juni in vielen Städten auf die Straßen:
 
#RotlichtAN für echte Hilfen und Unterstützung statt Bußgelder für Sexworker während des Tätigkeitsverbotes.
 
#RotlichtAN für Gleichbehandlung mit anderen Branchen in der Corona-Krise.
 
#RotlichtAN auch nach der Corona-Krise – der Kauf von unseren Dienstleistungen muss legal bleiben.


Foto:
BesD e. V.

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